Natürlich ist die Zeit des Samen sammelns jetzt im Hochwinter schon längst vorbei. Dafür beginnt nun bald die Zeit der Anzucht. Auch viele Blumen können für den Garten vorgezogen oder dann zur gegebenen Zeit im Freiland ausgebracht werden. Das spart Geld und macht zudem auch noch Spaß.

In meinem ersten Gartenjahr stand ich vor dem Problem, zu erkennen, welche Pflanzen welche Samenstände hervor bringen und wann sie reif sind. Zu sehen, was der Samen der Pflanze ist und was nicht, war bei einigen Pflanzen sehr leicht, bei anderen schwer.

Damit ihr wisst, ob ihr im Herbst die richtigen Pflanzenteile gesammelt habt und auch für die kommende Saison vorbereitet seid, hab ich anbei eine kleine Liste von den Samen gemacht, die euch beim Sammeln helfen soll.

Okay, die Samen kennt ihr jetzt und habt ihr gesammelt und nun gehts an die Anzucht. Es gibt einige Blumen, die besser direkt ins Freiland gesät werden und eigentlich zuverlässig aufgehen und keimen. Dazu gehören Borretsch, Korn- und Mohnblumen, Kapuzinerkresse und Ringelblumen. Damit hatte ich bisher keine Probleme. Größere Probleme bereitete mir stattdessen immer die Sonnenblume. Eigentlich ideal, um sie im April direkt an Ort und Stelle auzusäen. Doch leider ist der Samen nicht nur bei Vögeln beliebt. Habt ihr im Garten ein Mausproblem, dann solltet ihr die Pflänzchen vorziehen und dann bei entsprechender Größe ins Freiland setzen. Das klappt bei eigentlich immer.

Auch Cosmeen, Strohblumen und Zinnien werden besser ab März auf der Fensterbank vorgezogen, da sie eher aus wärme liebenden Gegenden kommen bzw. dann früher blühen. Disteln wie Karde und Mannstreu gehen dagegen wieder direkt ins Freiland.

Mein Anzuchtjahr startet meist Mitte Januar mit Chili und Tomate, danach gehts bis April Schlag auf Schlag…

Ich persönlich bin ein Fan der Vorzucht zu Hause auf der Fensterbank, vorausgesetzt man hat auch den Platz dafür. Aber ich sehe einfach zu gern, wie die kleinen Samen aufgehen und sich daraus eine Pflanze entwickelt, die ich gezielt ins Freiland setze. In meinen Gärten habe ich einfach bei vielen Samen einen zu großen Verlust durch Schnecken, Vögel und Mäuse. Vieles, was ich direkt verstreue, sehe ich nie wieder.

Die Anzucht zu Hause auf der Fensterbank ist eigentlich denkbar einfach. Man kann dicke Samen wie Lupine und Duftwicke vorher 24 Stunden in Wasser einweichen, damit der Samen besser aufgeht, aber sonstige Vorbehandlungen waren bei mir nie nötig. Samen in die Erde oder flach obendrauf (weil Lichtkeimer) und warten. Die Kunst besteht nicht darin, den Samen zum keimen zu bringen, sondern ihn danach zu einen starken Pflänzlein zu ziehen. Da kann ein zuviel an Wasser, ein zu wenig an Licht oder lästige Plagegeister ganz schnell der Jungpflanze den Garaus machen.

Deshalb rate ich zu guter Anzuchterde und zu sauberen, desinfizierten Töpfen bzw. neue Töpfchen für die Anzucht. Im letzten Jahr wollte ich die Umwelt schonen und habe vorhandene Töpfe genommen. Ich hab ein großes Trauermücken- und Läuseproblem im Haus bekommen. Meine Chilies und Tomaten wurden stark beansprucht und haben sich erst im Gewächshaus mit jeder Menge gesammelter Marienkäfer und deren Larven stabilisiert. Aber es hat mich echt Nerven gekostet.

Daneben sind im Februar gute Pflanzlampen unabdingbar, um starke Jungpflanzen zu bekommen. Und beim Ausbringen der Samen achtet ihr darauf, ob die Pflanze ein Licht- oder Dunkelkeimer ist. Wenn ihr unsicher seid, dann bedeckt ein Teil leicht mit Erde und ein Teil nicht. Am Besten haltet ihr die Erde mit einem Pumpspray immer schön feucht. Beim Gießen aus der Kanne, kann schnell der sorgsam verborgene Samen wieder aus der Erde geschwemmt werden.

Wenn der Samen dann gekeimt ist, dann brauchen die meisten nicht mehr soviel Wärme und Feuchtigkeit, dafür dann aber viel Licht. Besonders ein Zuviel an Feuchtigkeit kann die zarten Wurzeln direkt zu Nichte machen und öffnet Schädlingen Haus und Tor. Deshalb lieber schauen, dass die Erde immer schön abtrocknet ohne das die Blätter der Jungpflanzen schlaff herab hängen.

Pflanzetiketten sind auch wichtig, um hinterher noch genau zu wissen, welche Sorte man heran gezogen hat. Spätestens wenn man mehrere Sorten Tomaten oder Paprika anbaut, wird das sonst ein Chaos. Für Etiketten kann man neben den käuflichen Exemplaren aus dem Gartencenter alles mögliche verwenden, was wasserfest ist und sich wasserfest beschriften lassen kann. Ich habe schon dicke Strohhalme, Plastikbesteck oder Jogurtbecher genommen, die ich vorher zurecht geschnitten habe. Es muss also nicht immer extra Geld kosten. Gleiches gilt auch fürs Anzuchtbesteck. Ist nett, ist praktisch, aber es tut auch ein alter Löffel, ein alten Messer oder eine alte Gabel. Das Anzuchtgewächshaus braucht es auch nicht sein, eine Plastikhaube für den Anfang kann man auch gut mit Frischhaltefolie zaubern. Lediglich bei den Pflanzlampen sollte man darauf achten, dass das Licht die richtige Farbtemperatur hat.

Ja, Fürsorge ist wichtig in diesem Stadium der Anzucht. Ein Selbstläufer ist die Pflanzanzucht nicht. Wer diese Zeit und Energie und vor allem den Spaß daran nicht hat, der kann in jedem gut sortierten Gartencenter am März vorgezogene Jungpflanzen kaufen. 🙂